Das Adlon - Eine Familiensaga
In einem bewegenden Figurenreigen lebt die Geschichte des legendären Grand Hotels und der Familien Schadt und Adlon noch einmal vor historischer Kulisse auf.
Berlin 1994. Fast ihr ganzes Leben hat Sonja Schadt im Hotel Adlon am Brandenburger Tor verbracht. Sie hat seine Gründung erlebt, die Glanzzeit und den Niedergang. Sie hat den Geist des Ortes gehütet. Als sie endlich ihrer Enkelin gegenübersteht, ist sie neunzig Jahre alt. Katharina Zimmermann gehört zum Architektenteam, das am Wiederaufbau des Adlon arbeitet. Eine schicksalshafte Begegnung. Gegen alle inneren und äußeren Widerstände lösen Großmutter und Enkelin den Fluch auf, der die Frauen in ihrer Familie seit Generationen am Glücklichsein hindert.
Während Sonja Schadt ihrer Enkelin Katharina von der Glanzzeit und dem Niedergang des Adlons erzählt, von den Frauen und Männer in ihrer Familie und ihrer großen Liebe Julian Zimmermann, erfährt der Leser die ganze Dramatik rund um Sonja Schadts Herkunft und Leben, das mit einer Lüge begann. Gemeinsam mit ihrer Enkelin gelingt es der alten Dame den Schleier, der all die Jahre über ihrer Familie lag, zu durchdringen.
Die farbenprächtige Familiengeschichte erzählt von der Suche nach Selbstbestimmung, Liebe und dem Sinn des Lebens.
Intentionen und Absichten
Der Fernsehdreiteiler ist ein großer Publikumserfolg geworden. Ich hatte im Entstehungsprozess zwischen 2009 und 2012 Mengen an Recherchen geführt, Fachliteratur und historische Texte gelesen. Unzählige Manuskripte, mit denen ich mich an die Miniserie herangearbeitet hatte, lagen auf meinen Schreibtisch. Der Film war fertig. Doch das Material forderte mich zur Weiterarbeit auf.
Die Serie wurde in 29 Länder verkauft. Millionen Zuschauer weltweit haben sie gesehen und sehen sie immer noch. Nach jeder Wiederholung bekomme ich Mails und Anrufe. Die Geschichte berührt die Menschen. Damals nach der Premiere kam die Frage auf, ob es auch einen Roman gibt oder geben wird. Ich nahm diese Anregung entschlossen auf, denn die dramatische Geschichte von Sonja Schadt, ihrer Tochter Anna-Maria und der Enkelin Katharina will noch erzählt werden, sie wurde in der Serie nur angedeutet.
Im Roman begegnen sich zwei große deutsche Familiengeschichten im Hotel Adlon. Die Familie Adlon ist real und es hat sie wirklich gegeben. Ich halte mich an die biografischen Fakten. Die Familie Schadt ist eine Fiktion.
Lorenz Adlons baute sein Hotel auf den Pariser Platz, gegenüber vom Brandenburger Tor, einem historischen Ort. Ich nutze den Geist des Ortes, den Genius Loci. Er bildet den Rahmen für ein Panoramagemälde von fast einem Jahrhundert deutscher Geschichte.
Insofern war das Erscheinen des Romans im Jahr 2020 zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands und dem 75. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges perfekt. Beim Schreiben bin ich den Ereignissen gefolgt, die zu den beiden Weltkriegen geführt haben und zur Teilung Deutschlands nach 1945. Ich widme mich den ersten Jahren des Lebens in der DDR und lasse meine Figuren reflektieren, warum die kommunistische Vision scheitern musste.
Als ich mit dem Schreiben begann, suchte ich nach einem Mythos und fand ihn in der Büchse der Pandora. Eine Frau, Pandora, bringt im Auftrag eines Mannes, dem Gott Zeus, das Unglück über die Welt. Diesen Mythos wollte ich gemeinsam mit meinen weiblichen Hauptfiguren in Frage stellen. Eine Familienlüge sollte aufgelöst werden und in Heilung gebracht.
Die Familie Schadt steht stellvertretend für viele deutsche Familien, bei denen die Atmosphäre vergiftet ist, weil alte Glaubenssätze ihre teuflische Wirkung entfalten können. Darum geht es im Roman. Und so stellt er eine Erweiterung zur Fernsehserie dar. Ich bin überzeugt, dass die Fans von „Das Adlon. Eine Familiensaga“ große Freude haben werden, Zeit mit den Figuren, die sie kennen und lieben, verbringen zu können. Aber auch die Leserinnen und Leser, die die Filme nicht kennen, werden in der epischen Erzählung auf ihre Kosten kommen.
In meiner Arbeit geht es um mehrdimensionales Erzählen – dafür brenne ich. Entscheidend war für mich die Sprache meiner Erzählung. Sie sollte klar und gleichzeitig fesselnd sein. Mein Ziel war es einen erfrischenden Sprachraum zu schaffen, in dem sich jede und jeder wohlfühlen kann. Daran habe ich zwei Jahre länger gearbeitet als mit dem Verlag und den Buchhändlern verabredet. Im Ergebnis bin ich glücklich, mir diese Zeit genommen zu haben.
Im Mittelpunkt des Romans stehen zwischen 1907 und 1997 fünf starke Frauenfiguren, die mit dem Glaubenssatz ringen: „Die Frauen in unserer Familie taugen nichts.“ Diesen Fluch wollte ich mir gemeinsam mit ihnen anschauen. Ich bin überzeugt, dass die Heilung unserer Gesellschaft über die Frauen und Mütter geschehen wird. Denn die Mütter erziehen in der Regel ihre Söhne und Töchter. Die Liebe der Mütter wirkt auf die Familie. Die Mütter richten den Blick in die Zukunft und entfalten Visionen, wie sich das Leben neu gestalten könnte, damit ihre Kinder, die sie unter Schmerzen gebären, glücklich sein können. Es gibt keine Mutter, die sich wünscht, dass ihr Kind unglücklich ist oder zugrunde geht. Deshalb setze ich mich mit der Frage nach dem Weiblichen auseinander und forme Figuren, die mit sich ringen und über die Gesellschaft, in der sie leben und handeln, nachdenken und reflektieren. Ich wünsche mir von meinen Frauenfiguren, dass sie den Schulterschluss mit den Männern wagen, denn nur gemeinsam können wir Frieden und Wohlstand für alle Menschen auf diesem Planeten schaffen. Meine weiblichen Figuren sollen diese Visionen anregen und das Nachdenken darüber fördern.
Sie sollen uns Mut machen, den Blick hinter den Vorhang der Realität zu wagen. Sehr häufig fühlen wir uns fremdbestimmt und sind verzweifelt.
Doch geht es darum, dass wir mehr und mehr in unsere Urkraft kommen, unsere Bestimmung hier auf Erden erkennen, unseren Weg bewusst gehen und innerhalb der Wahlmöglichkeiten, die wir haben, Entscheidungen treffen, die unser Potenzial stärken und das der gesamten Menschheit.
Im Drehbuch bin ich gewöhnt, prägnant und bildhaft zu erzählen. Ich brenne die Geschichte und das Handeln der Figuren in eine Essenz. Und natürlich ist die Zeit eines Filmes limitiert.
Der Roman dagegen lässt Freiräume für die Hintergründe der Geschichte, für Subtexte, auch für meine eigenen Reflexionen, aber vor allem gibt er mir die Möglichkeit, die Figuren so oft wie nötig, zu Wort kommen zu lassen, ihre inneren Stimmen aufs Papier zu bringen. Ich kann gemeinsam mit den Figuren ihre Handlungen und ihre Gedanken hinterfragen. Das ist spannend!