Das Adlon - Eine Familiensaga
Eine gute Geschichte braucht einen Mythos - und Emotionen
Wie geht man an einen Stoff, der ein Jahrhundert deutsche Geschichte erzählen soll? Wie schreibt man einen Film über das Hotel Adlon?
Als Oliver Berben mit der Idee zu mir kam, die Geschichte des Hotel Adlon zu erzählen, machte ich mich mit dem 20. Jahrhundert vertraut (eine umfangreiche Aufgabe). Ich setzte die historischen Schwerpunkte in Beziehung zu den überlieferten Ereignissen und Anekdoten aus dem Hause Adlon. So entstanden "erzählerische Nester", in denen sich Historie und Hotelgeschichte begegneten. Doch das allein wäre noch kein Dreiteiler geworden. Ein Film braucht Emotionen. Woher waren die zu bekommen? Ich erfand die fiktiven Familien Schadt und Loewe und setzte sie in eine unmittelbare Beziehung zu Hotel und Familie Adlon. Durch diese Konstellation entstanden neue Spannungsfelder zwischen den verschiedenen Ebenen der Geschichte, aber auch ein Blick "von außen". Neunzig Jahre deutsche Geschichte wollte ich vor allem über die Frauen und ihren Wandel innerhalb der historischen Epochen erzählen.
Eine Herausforderung bestand darin, dass sich die Biografie der fiktiven Hauptfigur Sonja Schadt zwingend mit dem Adlon verbindet. Ich musste also die Drehpunkte der Handlung so setzen, dass sich die Türen des Hotels immer wieder hinter Sonja schließen. "Das hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir einmal Gefangene im Adlon sind", sagt Hedda Adlon an einer Stelle. Dies war meine dramaturgische und erzählerische Strategie, die Schicksalsschläge der Figuren so anzulegen, dass sie über die gesamte Filmzeit mit dem Hotel verbunden bleiben.
Mit Uli Edel kam ein Regisseur dazu, der die Emotionen wie die Luft zum Atmen braucht. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits fünf sehr unterschiedliche Fassungen entstanden. In monatelanger Arbeit eroberten wir uns Sequenz für Sequenz der Geschichte und rangen um einen gemeinsamen Blick - wir bauten die Welt der Schadts und der Adlons. Gemeinsam mit der Dramaturgin und Producerin Sarah Kirkegaard schliffen wir die Regiefassung immer im Hinblick auf die Essenz der Handlung. Drei Bücher, fast vierhundert Szenen, die wir hin- und hermailten, lange Gespräche ... wir diskutierten und fanden einen Konsens. Gern erinnere ich mich an die Tage am Drehort, wenn ich an Uli Edels Seite die Entstehung der Szenen erleben durfte. Auch in dieser Phase nahmen wir noch Korrekturen am Drehbuch vor. Kein Wort, keine Geste sollte zufällig sein. So schöpften wir den Mythos der Geschichte - historisch, biografisch, erzählerisch, filmisch.