Und wieder H.C. Andersen

Die Liebe ist die stärkste Kraft im Universum

Eines Tages war der Teufel recht bei Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, der die Eigenschaft besaß, dass alles Gute und Schöne, was sich darin spiegelte, fast zu nichts zusammenschwand, aber das, was nichts taugte und sich schlecht ausnahm, hervortrat und bedeutend wurde.

Hans Christian Andersen „Die Schneekönigin“

Als die Menschen den Spiegel hinauf in den Himmel trugen, zerbrach er und fiel zur Erde in Millionen und Abermillionen Scherben. Kleinste Splitter wurden mit dem Wind über die Welt getragen. Wenn so ein Splitter jemanden traf, dann sah der die Welt verkehrt und hatte nur noch Aufmerksamkeit für das Böse und Abscheuliche, dachte aber, dass es gut und außerordentlich sei. Denn diese Splitter hatten alle Eigenschaften des großen teuflischen Spiegels.

So kam es, dass Kai ein winziger Splitter ins Auge fiel. Von da an war er nicht mehr der, der er einmal gewesen war. Er war garstig, jähzornig und sah die Welt verkehrt, alles Schöne schien ihm hässlich, alles Böse war ihm gerade recht, denn er konnte es nicht mehr vom Guten unterscheiden. In dieser Verfassung war es kein Wunder, dass Kai in den Schlitten der Schneekönigin stieg, die ihn in ihr Schloss entführte, in dem alle Herzen kalt waren.

Gerda verlor ihren besten Freund. Sie durchwanderte weite Strecken, trotzte der Hitze, dem Regen, den Stürmen, traf auf Menschen und Tiere, die ihr bei der Suche halfen … bis zum Nordpol wanderte Gerda. Von dort trug ein Schneesturm sie direkt ins Schloss der Schneekönigin. Endlich fand sie Kai, dessen Herz inzwischen schon wie ein Eisklumpen geworden war. Er bemerkte es nicht einmal, so sehr hatte ihm die Schneekönigin alle Empfindung weggeküsst. Als Gerda ihren Freund sah, blaugefroren, ja, fast schon schwarz war seine Haut, da musste sie weinen. Ihre heißen Tränen fielen auf sein Gesicht, auf seine Brust und drangen bis zu seinem Herzen. Es waren Tränen der Liebe und des Mitgefühls, die Kai auftauten und den Spiegelsplitter aus seinem Auge spülten. Da ward Kai wieder Gerdas Kai. Die beiden verließen das Schloss und gingen nach Hause. Dort wärmten sie sich unter den Strahlen der Sonne.

Wir leben im Zeitalter der 4. Industriellen Revolution - die Digitalisierung all unser Lebensbereiche. Die Herausforderung besteht in unserer göttlichen Rückanbindung. Der Herzmuskel eines Menschen kann durch eine Maschine ersetzt werden. Aber niemals das Herz, das mit einem für die Augen Nichtsichtbaren verbunden ist – der Liebe.